Doris Müllner
Intim-
Krankheiten
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„Intimkrankheiten gehen uns alle was an! Mehr Aufklärung & Vorsorge ist hier angesagt.”
Von Chlamydien bis Syphilis
Sprechen wir mal über den Elefanten im Schlafzimmer, der aber erst wahrgenommen wird, wenn es schon „zu spät“ ist: Intimkrankheiten. Ob Geschlechtskrankheiten, STIs oder sexuell übertragbare Krankheiten, sie alle umfassen dasselbe, nämlich Krankheiten, die bei einer sexuellen Handlung von einer Person auf die andere übertragen werden.
Es ist ein sehr wichtiges, wenn auch nicht oft genug behandeltes Thema, denn es geht uns alle an, völlig unabhängig vom Geschlecht. Es betrifft unsere Gesundheit, wie wir sie schützen können und was wir tun, wenn es sich der ein oder andere Keim bei uns gemütlich gemacht hat.
Ein Erreger macht noch keine Krankheit
Eigentlich sollten wir zwischen sexuell übertragbaren Erregern und Erkrankungen unterscheiden. Denn nur, weil du dich etwa mit Herpes-Viren angesteckt hast, heißt das noch nicht, dass die Infektion auch ausbrechen muss. Dasselbe gilt zum Beispiel für HIV. Darum zählen beispielsweise Vaginosen, also Infektionen in der Vagina, streng genommen nicht zu STIs, weil Frauen* die Erreger in einem zu managenden Maß immer im Körper tragen und die Krankheit nur bei einem Ungleichgewicht ausbricht.
Was sind möglich Erreger für STIs – sexually transmitted infections auf English? Dabei handelt es sich entweder um Bakterien, Viren oder Pilze. Zu den bakteriellen Infektionen zählen Chlamydien, Gonorrhö (auch Tripper genannt) oder Syphilis. Virale Infektionen liegen etwa einer Ansiedelung von Herpes-Viren, HIV (Humane Immunodeficiency Viren) oder HPV (Humane Papillom Viren) zugrunde. Candidose ist wiederum der Klassiker unter den Pilzinfektionen.
Das klingt alles auf den ersten Blick vielleicht überwältigend, aber keine Sorge, du kannst dich überwiegend mit ein paar Maßnahmen sehr einfach davor schützen.
Ein Hoch auf Safer Sex!
Kennst du das? Du bist mit jemand Neuem im Bett und dann beginnt erst mal die Debatte, ob mit oder ohne Kondom. Weil, du nimmst ja sicher die Pille, oder? Schließlich geht es ja nur um das Vermeiden einer ungewollten Schwangerschaft bei Kondomen, oder? An dieser Stelle verdrehst du wahrscheinlich die Augen – oder nickst zustimmend. Leider denken immer noch viele Menschen – besonders Männer* – dass Kondome nur vor einer Befruchtung der Eizelle und damit einer Schwangerschaft schützen. Dabei sind sie fast noch ein größerer Schutz für unsere Gesundheit. Gerade, wenn du mit einem noch relativ unbekannten Menschen schläfst und nichts über dessen Vorgeschichte oder letztes Testergebnis weißt, sind Kondome dein bester Freund.
WISSENSWERTES
In vielen Städten gibt es Anlaufstellen oder Teststellen für sexuell übertragbare Krankheiten wie zum Beispiel Gesundheitsämter. Dort kannst du dich anonym und meist auch kostenlos testen lassen. Natürlich wäre das auch bei dem*der Gynäkologen*in (oder Urologen*in / Dermatologen*in) deines Vertrauens möglich, doch bei diesen Testcentern sollte ein sicheres und angenehmes Ambiente auf jeden Fall gewährleistet sein. Die Aidsberatung kann auch eine tolle Anlaufstelle sein – auch bei Themen, die über eine HIV-Infektion hinausgehen. Sollte bei dir eine STI oder ein Erreger attestiert worden sein, so lass auf jeden Fall deinen Partner oder deine Partnerin auch untersuchen und möglicherweise behandeln.
Chlamydien im Top Ranking!
Die häufigste Krankheit in Europa sind Chlamydien. Zudem meldet die WHO zwischen 2012 und 2019 einen 5% Anstieg von STI und jeder vierte Mensch ist mit einer Infiziert. Etwa jedes Jahr sollen sich 376 Millionen Menschen neu mit einer STI infiziert haben. Das Thema werden wir also so schnell noch nicht los.
Selbst-Test für Zuhause!
The Female Company
Die Female Company steht für Bio Periodenunterwäsche, die sie gemeinsam mit Hebammen und Gynäkologinnen entwickelt haben. Neben den Panties haben sie auch ein Test Kit für Zuhause entwickelt das Chlamydien und Gonorrhö erkennt. Ganz einfach TestKit bestellen, einsenden und in 5 Tagen bekommt man das Ergebnis!
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Es ist sehr wichtig zu wissen, dass Kondome auch vor STIs schützen, denn es kann auch bei anderen Formen von Sex, wie Oral– oder Analsex, zu einer Ansteckung kommen – nicht jedoch zu einer Schwangerschaft. Safer Sex – also die Praktik, wo keine fremden Körperflüssigkeiten in deinen Körper gelangen – ist eine der sichersten Schutzmaßnahmen vor STIs. Kondome (oder Lecktücher/Femidome für Vulven) werden zu deinem persönlichen Schutzschild. Zudem wird auch von einem Kontakt mit sichtbar veränderten oder verletzten Hautstellen abgeraten, denn auch hier können Erreger überspringen. Für manche Erkrankungen wie zum Beispiel Hepatitis A und B (ja, auch sie zählen zu dieser Sorte Erkrankungen) aber auch HPV gibt es mittlerweile Impfungen, die zusätzlichen Schutz bieten können. Regelmäßiges Händewaschen während einer heißen Nacht ist auch wichtig, um eine Übertragung über die Finger zu vermeiden.
Wenn der „Funke“ überspringt
Die Ansteckung mit den oben genannten kleinen Organismen erfolgt meist über den Austausch von Körperflüssigkeiten, wie im Rahmen einer Ejakulation in sämtliche Köperöffnungen oder zum Beispiel auch über Blut und in seltenen Fällen beim Küssen. Bei manchen Keimchen kann die Ansteckung aber auch über den Kontakt von Haut und Schleimhaut passieren. Hier würde zum Beispiel ein Kondom nicht unbedingt ausreichend schützen – was nicht bedeutet, dass es völlig nutzlos ist.
Solltest du dich angesteckt haben, dann verzweifle nicht, denn die meisten Krankheiten sind heilbar. Dazu zählen Chlamydien, Gonorrhö, Vaginalpilz und Syphilis (wenn es frühzeitig erkannt wird). Sollten sie nicht heilbar sein, wie Hepatits oder eine Infektion mit Herpes-Viren oder HPV, so sind diese Krankheiten zumindest behandelbar. Klassische Anzeichen einer Infektion sind zum Beispiel Ausfluss aus Vagina oder Rektum, Brennen und Jucken sowie Rötungen und Schwellungen im Intimbereich, ungewohnte Hauveränderungen oder einfach Schmerzen. Das bedeutet aber auch, dass du dich untenrum etwas besser kennen lernen solltest, damit du diese Veränderungen auch wahrnehmen kannst. Sicherheit geht vor, darum suche im Zweifel lieber medizinische Hilfe.
Stigmata schaden nur!
Sexuell übertragbare Krankheiten sind (noch) kein sexy Thema, das wissen wir. Dabei ist Gesundheit und damit verbundenes Wohlfühlen und Freisein doch schon ziemlich attraktiv, oder? Und nur weil man nicht über etwas spricht, heißt das noch lange nicht, dass man davon am Ende nicht betroffen sein kann. Also egal, wie du darüber denkst, informiere dich trotzdem über STIs. Sätze wie „eklige Intimkrankheiten“ (danke, RTL!) und allgemeine Verschwiegenheit rund um das Thema führen nur zu mehr Stigmatisierung. Denn die Zahlen sagen, dass sich jede Person im Durschnitt mit mindestens einer STI ansteckt – gerade, wenn wir den Vaginalpilz und andere Vaginosen dazuzählen. Da das Risiko mit wechselnden Sexualpartner*innen durchaus steigen kann, bringen viele leider immer noch Intimkrankheiten mit einem promiskuitiven Sexualverhalten in Verbindung. Dennoch sollte das kein Grund sein, deine Sexualität weniger auszuleben. Vielmehr liegt der Fokus dabei auf Safer Sex, regelmäßigem Testen und, ganz wichtig, Kommunikation mit deinem Gegenüber.
Es ist wirklich bedauernswert, dass viele nicht das Privileg hatten, bereits in der Schule über STIs aufgeklärt zu werden. Wenn überhaupt ging es bei der einen Stunde im Biologieunterricht meistens darum, eine Schwangerschaft zu vermeiden. Dabei könnte eine frühe Aufklärung so viele Menschen präventiv schützen – wenn wir zum Beispiel die Vorsorge oder das regelmäßige Checken-Lassen normalisieren würden. An der Vergangenheit können wir zwar nichts mehr ändern, aber an der Gegenwart und Zukunft. Lass dich regelmäßig testen, gerade auch wenn du eine neue Beziehung mit jemandem eingehen möchtest. Du hast auch absolut das Recht darauf, bei deinem*r Partner*in darauf zu bestehen, dass diese*r sich ebenfalls testen lässt. Immerhin geht das Thema immer alle Beteiligten an! Denn nur so kannst du deine Sexualität völlig frei und unbeschwert ausleben – und das wollen wir am Ende des Tages doch alle, oder?
Zum Glück gibt es mittlerweile viel mehr Aufklärung rund um das Thema. Auch der humorvolle Umgang von diversen Firmen wie The Female Company oder der Chlamydien-Schlager von Mirella Precek erlauben uns, auch mal über das Thema zu lachen – und gleichzeitig was zu lernen!
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