Doris Müllner

Intimhaare

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weiblicher Unterkörper schwarz weiss nackt Fotografie. Frauen mit Intimhaare
© Astrid Schulz

„Haare sind nicht zum Schämen da! Ein Hoch auf die Intimfrisur – wie auch immer sie bei dir aussieht!“

Intimbehaarung: Über die Frisur zwischen den Beinen

Ob „Landestreifen“, „Brazilian“ oder „Wildwuchs“ – auch für zahlreiche Intimfrisuren gibt es mittlerweile die entsprechende Bezeichnung. In unzähligen Frauen*zeitschriften erfährst du zum Beispiel gesagt, welche Frisur gerade „in“ ist, oder – noch schlimmer – was Männern gefällt. Aber wen interessiert das eigentlich? Und aus welchem Grund wachsen da unten überhaupt Haare? Und was musst du bei einer möglichen Haarentfernung beachten? Das alles erfährst du bei uns.

Warum Intimhaare?

Hast du dich eigentlich schon mal gefragt, warum dir zwischen den Beinen überhaupt Haare wachsen? Intimhaare sind Hinweise auf die Evolution des Menschen, denn über die Jahrtausende, in der wir uns von Menschenaffen in Richtung Homo Sapiens weiterentwickelt haben, verlor unser Körper immer mehr seiner dichten Körperbehaaren. Bei den meisten von uns blieb ein Rest davon allerdings noch am Kopf, den Augenbrauen, den Achselhöhlen und eben in der Intimzone erhalten. Natürlich kann sich die Dichte der Behaarung – oder ob überhaupt etwas vorhanden ist – von Mensch zu Mensch unterscheiden. 

Funktion

Nun aber mal zu ihrer Funktion. Eine Aufgabe der Intimbehaarung ist der Schutz vor Bakterien. Denn au natural stellen die buschigen Haare eine physische Barriere dar, die Bakterien und andere fremde Keime abfängt. Zusätzlich dazu fängt sie auch Schweiß, der sich zwischen den Beinen bildet, ab und schützt dich so vor einer vermeintlichen Pilzinfektion. Außerdem ist es eine weitere Aufgabe deiner Intimbehaarung, Sexuallockstoffe, die sogenannten Pheromone, zu verstreuen und so eine mögliche Partnerschaft zu signalisieren. Ganz schön wichtige Funktionen, findest du nicht? Entfernen wir die Haare, geht damit auch größtenteils die schützende Wirkung verloren. Darum können wir festhalten, dass die Entfernung der Intimhaare keinem weiteren Nutzen dient, als der persönlichen optischen Präferenz oder einem gesellschaftlichen Schönheitsideal zu entsprechen. 

WISSENSWERTES

Wusstest du, dass Intimhaare nur bis zu einer bestimmten Länge wachsen? Im Gegensatz zu den Haaren auf dem Kopf fallen deine einzelnen Intimhaare spätestens dann aus, sobald sie eine gewisse Länge erreicht haben. Außerdem sind die Intimhaare unten oft dunkler als auf dem Kopf. Sie passen sich aber auch deiner Haut an. So kann sich zum Beispiel bei Vitiligo (Pigmentstörung der Haut)  der Intimzone auch das ein oder andere weiße Haarbüschel finden – das kennt unsere Autorin aus eigener Erfahrung.

Intimhaarentfernung hat eine lange Geschichte. In vielen Köpfen es vielleicht eine moderne Erscheinung, jedoch haben sich Frauen* bereits in der Renaissance Zeit untenrum enthaart – allerdings mit einer sehr gefährlichen Arsen-haltigen Paste, eine Art frühneuzeitliche Enthaarungscreme. Zum Glück müssen wir darauf nicht mehr zurückgreifen.

Das Problem mit den Trends

Wie so oft liegt es mal wieder an irgendwelchen patriarchalen, gesellschaftlichen Schönheitsidealen, die uns Frauen* vermittelt werden, warum wir diese Diskussion überhaupt führen müssen. Trends – besonders jene, die sich um unser Aussehen drehen – sind ohnehin völlig unnötig und oft problematisch. Denn vielleicht kennst du es auch von dir selbst, dass du dir über gewisse Dinge keine Gedanken gemacht hast – wie zum Beispiel über die Form deiner Vulvalippen – und dann auf einmal wirst du mit einem gewissen normativen, gesellschaftlich-determinierten „Schönheitsideal“ oder auch immer wieder wechselndem „Trend“ konfrontiert, und schon fängst du an, dir Gedanken über dein Aussehen zu machen oder es gar zu kritisieren.

Denn, sind wir doch mal ehrlich, wen interessiert es, ob wir gerade „Back to Bush“ (danke, Brigitte) rocken oder ganz nackig unterwegs sind oder irgendwo dazwischen liegen? Du solltest einfach die „Frisur tragen“, mit der du dich am wohlsten fühlst. Du, und nicht dein Partner oder deine Partnerin. 

Leitbild Porno?

Das Problem, wenn wir über Intimbehaarung sprechen, ist, dass wir die meisten Bilder hierzu, die wiederum unsere optische Norm formen, wie so oft aus einem bestimmten Feld ziehen: der Pornoindustrie. Denn wo sonst sehen wir die Intimzonen andere Menschen so genau und in Nahaufnahme wie in erotischen Filmen? Besonders in Mainstream-Pornos gilt leider hier nach wie vor: Haare bei Frauen* (aber oft auch bei Männern*) sind unerwünscht, von Vulva bis Anus ist alles glatt und kahl. Allerdings würde es zu kurz greifen, die Pornoindustrie allein dafür zu verteufeln. Denn schließlich haben auch die Hersteller von Enthaarungsprodukten Interesse daran, dass sie gekauft werden, und fördern beispielsweise eher dubiose Studien, die haarlosen Körper ein erfülltes Sexleben versprechen. 

Im Gegensatz zu den Haaren, die vielleicht auf dem Kopf wachsen, bekommen oft nur sehr wenige das Privileg, unsere Intimbehaarung zu sehen. Man könnte sich darum an diesem Punkt fragen, warum so viel Wert daraufgelegt wird? So genau können wir das auch nicht beantworten. Doch leider können all diese Ideale insbesondere bei jungen Menschen Bodyshaming und körperdysmorphe Störungen fördern. Dabei haben sie und wir alle ohnehin schon genug um die Ohren haben, was unser Aussehen angeht. Wie überall würde darum eine bunte Vielfalt an Intimbehaarung – und ein sehr lockerer Umgang mit ihr – sehr vielen Menschen nutzen. Wir können schließlich nur als gutes Vorbild voran gehen und leben was wir predigen.

part of woman body that she shaves by epilator

Das richtige Werkzeug 

Möchtest du dir, aus welchem Grund auch immer, ein paar oder alle Haare untenrum entfernen, dann stehst du vor der Qual der Wahl (vielleicht sogar im wahrsten Sinne des Wortes): Rasieren, Wachsen, Epilieren, Lasern oder doch Enthaarungscreme? Langfristigere Lösungen sind zum Beispiel Lasern, Epilieren und Wachsen, sind dafür aber relativ schmerzhafte Methoden. Rasieren oder das Enthaaren mit einer Creme ist hingegen milder, aber kann für ein juckendes Nachwachsen sorgen und es bleibt außerdem kürzer glatt. Hinzukommen eingewachsene Haare oder wunde Haut und schon wird das Ganze sehr unangenehm. Eine eher schmerzfreie Variante ist der Haarschnitt mit Schere oder Trimmer. Hier lässt du die Wurzel und auch ein Stück vom Haar noch dran und bringst deine Intimbehaarung in die gewünschte Form. Aber Achtung: Verletzen kannst du dich natürlich trotzdem. 

In einem anderen Artikel haben wir bereits über die richtige Intimpflege gesprochen (Das How-To deiner Intimpflege!). Egal, wie lang deine Intimbehaarung ist, du kannst sie auch pflegen. Du hast vielleicht schon gemerkt, dass deine Intimhaare eine andere Struktur haben (ähnlich der von Bärten) als die Haare auf deinem Kopf. Darum kannst du sie auch richtig pflegen, zum Beispiel mit einem entsprechenden Conditioner waschen, damit sie weicher werden, wenn du das möchtest. Die meisten Produkte für Bartpflege sind dafür zum Beispiel geeignet. Nach der Haarentfernung können wiederum ein mildes Peeling oder eine beruhigende Creme sehr wohltuend sein. Denk auch daran, deine Intimzone mit Baumwollunterwäsche atmen zu lassen. 

Eine Debatte im Wandel

Die gute Nachricht ist, dass wir heute viel offener über Intimbehaarung sprechen, dem Feminismus sei Dank! Denn wie bei allen feministischen Themen gilt: es gibt kein richtig und kein falsch, denn was wir wollen ist Selbstbestimmtheit! Nicht jede Feministin muss unten komplett behaart sein und genauso wenig ist es unfeministisch, sich komplett zu rasieren. Denk aber daran, dass deine Haare im Intimbereich nicht umsonst vorhanden sind. 

Du weißt jetzt, welche gesundheitlichen Vorteile eine intakte Intimbehaarung für dich haben kann, kennst aber auch verschiedenen Methoden, um dir gegebenenfalls untenrum eine entsprechende Frisur zu verpassen. Aber denk daran, Intimbehaarung ist genauso individuell wie du. Versuch dich also nicht zu sehr von irgendwelchen Erwartungen zu beeinflussen: you do you! Auch wenn das oft leichter gesagt, als getan ist, hoffen wir, dass dich diese Zeilen ermutigen konnte, eine eigenmächtige Entscheidung zu treffen. 

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