Maria Hanny 

Interview Frederika Ferkova

Frederika Fredi Ferkova, Gründerinnen Sex Positiv Parties "Hausgemacht" Wien

„Sex Positiv Parties sind keine versteckten Swinger-Clubbings. Es geht allen voran um die Körperbefreiung von uns Frauen.” 

Eine Utopie wird wahr…

Stell dir vor, es gibt einen Ort, an dem du ausgiebig tanzen kannst, neue Leute kennen lernst und dabei dein sexuelles Wesen in einem sicheren Raum ohne blödes Gegrabsche oder vulgären Anmachsprüchen komplett ausleben darfst. Klingt für viele Frauen utopisch ist es aber nicht mehr…

Schon mal was von Sex Positiv Parties gehört? Das Kollektiv Hausgemacht aus Wien hat sich den berüchtigten KitCat Club aus Berlin zum Vorbild gemacht und veranstaltet seit einigen Jahren selbst Sex Positiv Parties. Wer rein will muss sich vorab bewerben und auch der Dresscode wird streng kontrolliert. Sogenannte Awareness People achten die ganze Nacht darauf, dass sich jeder wohl fühlt. 
Das nächste Zusammenkommen findet am 1. April im Club Exil statt. Wir haben die Gründerin, Frederika Ferkova, interviewt:

Für alle die noch nicht von euch erfahren haben: was genau ist eine Sex-Positiv Party? 

Eine Sex-Positiv Party ist bitte keine Sexparty. Das darf man sich nicht so vorstellen, wie in einem Swingerclub oder so. Es ist eine ganz normale Party, wo man eben positiv der gesamten Sexualität gegenübersteht. Das muss nicht gleich mit sexuellen Handlungen zu tun haben. Falls doch bieten wir auf unseren Parties Darkrooms und Spielwiesen an. Grundsätzlich geht es aber um die Körperbefreiung. Die ganze Idee geht auf ein feministisches Konzept der USA aus den 70er zurück.  

Es geht vor allem darum, dass wir als Frauen wieder die Macht über unseren Körper und unsere Sexualität erlangen und uns in einem sicheren Rahmen präsentieren können. Das ist zumindest unsere Auffassung von Sex Positiv :).

Was dürfen wir diesmal von euch erwarten ?

Bei dieser Ausgabe von Zusammenkommen, haben wir einiges mehr an Angebot für unsere Gäste schaffen können. Die Location ist wesentlich größer und wir können bis zum Morgengrauen um 8:00 Uhr auf 3 Floors feiern. Wir haben auch massiv aufgestockt, 58 Awareness-People sind während der gesamten Clubnacht für unsere Clubbesucher da! 

Vor Corona gab es auch schon Überlegungen Acts auftreten zu lassen. Tanzperformances oder auch Drag Shows. Die Idee haben wir diesmal umgesetzt und es wird verschiedene Auftritte geben (yeahhh). Bodypainterinnen und eine Glitzercrew sind auch vor Ort! Jeder unserer Clubbesucher kennt die Regel: „Fotografieren strengstens verboten!“ Um trotzdem scharfe Momente einzufangen gibt es diesmal auch eine Profi Foto Ecke. Und obendrein versorgen wir unsere Gäste mit einem Kulinarik Pop-Up Stand. 

Es hat sich also viel getan und wir freuen uns schon sehr!

Wie viel Sex findet denn tatsächlich auf euren Parties statt?

Das ist von Party zu Party sehr unterschiedlich. Kann auch manchmal mit dem Vollmond zusammenhängen :). Der Darkroom ist grundsätzlich immer sehr voll und wie viel Sex auch außerhalb stattfindet ist tatsächlich sehr, sehr unterschiedlich. Ich sag immer: 70% unserer Gäste haben auf der Party überhaupt keinen sexuellen Kontakt. Die sind da um ausgelassen zu tanzen und neue Leute kennen zu lernen.  Es ist auch nicht von jedem der Kink in einem Raum zu sein und anderen dabei zuzuhören und für manche ist es das eben schon. Aber sehr viele Gäste lernen sich dort kennen und fahren dann ganz einfach nachhaus’.

Ihr seid bekannt für die strengste Tür Wiens, was wenn während der Party doch eine unangenehme Situation entsteht? 

Oh das ist ein sehr liebes Kompliment – danke. Wenn während der Party doch eine unangenehme Situation entstehen sollte, schreiten unsere 58 Awarenessmenschen ein. Diese haben vor der Party 3 Workshops absolviert. Wir haben auch ausgebildete Sanitäterinnen da. Wir achten penible genau auf unseren Safe Space. Natürlich kann es zu Vorfällen kommen, das können wir nicht steuern aber wir können steuern, wie wir damit umgehen und was wir nachher machen. Unsere 58 Awarenesshelfer, sowie die speziell eingeschulte Security und wir vom Organisationsteam sind die ganze Nacht für jede und jeden da.

Was war eigentlich der ausschlaggebende Moment, in dem du beschloßen hast, diese Party-Reihe ins Leben zu rufen? 

Mein Besuch im KitCat Club in Berlin mit meinen damaligen Team von der Arbeit. Ich stand super nervös vor der Tür, ich war super nervös beim Ausziehen. Aber ich fand es so wahnsinnig befreiend, wie die Menschen dort schillernd, nackt und vor allem so frei herumgelaufen sind. Das hab ich bei einer Party so noch nie erlebt und fand es wahnsinnig schön. Und da dachte ich mir „Warum nicht auch in Wien“ 

Wobei wir nicht die erste Sex-Positiv Party in Wien sind. Es gibt noch Meat Market und Fish Market aber die wenden sich eher an die homosexuelle Szene und haben keinen strengen Dresscode. Es gibt auch andere Sex-Positiv Konzepte in Wien. Die sind mir davor vielleicht nicht so aufgefallen oder sind nach uns entstanden – ich weiß es nicht. Auf jeden Fall geht es in eine gute Richtung. Es ist sehr lobenswert wenn andere Menschen Ähnliches veranstalten weil so schaffen wir es zu einer neuen Normalität.

Wir leben in einer sehr aufgeklärten Zeit, Sex ist nur wenige Klicks entfernt, warum braucht es dennoch Sex Positiv Parties? Was lief bei unserer Aufklärung deiner Meinung nach „schief“?

Ja das stimmt, wir leben in einer übersexualisierten Gesellschaft. Und trotzdem zeigen uns Studien, das unsere Generation weniger Sex hat als die Generation unserer Eltern oder Großeltern. Das zeigt, dass wir auch irgendwie prüder geworden sind obwohl Sex so greifbar ist. Ich glaube die Tabuisierung von Sexualität und Nacktheit und gleichzeitig dieses Vorhandensein im Internet, massig verbreitet durch die moderne Medien, macht einen Spalt auf, den wir nicht mehr kitten können. Viele Jugendliche werden pornosüchtig und gehen gar nicht mehr aus. Teilweise haben sie Angst miteinander zu reden. Und wir versuchen jetzt mit unseren Parties vor allem durch die strenge Policy der abgeklebten Kameras, ein Umfeld zu schaffen, in dem man sich wieder begegnen und kennen lernen kann. 

Rückblick auf die letzten Jahre: hast du das Gefühl es hat sich in der Gesellschaft schon etwas geändert? 

Ich glaube vor allem in Hinblick auf die letzten zwei Jahre Pandemie hat sich vieles geändert. Corona hat hier einiges mit uns gemacht. Man darf nicht vergessen, dass viele vulnerable Gruppen mit Fetischen oder mit einer sexuellen Identität außerhalb der Norm ihre Safe Spaces verloren haben und nachhause gedrängt worden sind. Generell hat sich die Pandemie furchtbar auf die Jugend ausgewirkt. Und wir werden sehen, wie sich das bei unserem ersten Zusammenkommen, eigentlich noch während der Pandemie, zeigen wird. 

Aber ganz grundsätzlich, dass es sexuell offener geworden ist, sehe ich nicht wirklich. 

Generell nehmen wir in der Gesellschaft Homosexualität langsam als nicht abnormal wahr. Es ist auch in den letzten Jahren die Geschlechtsidentität Non-Binary entstanden und Transmenschen rücken mehr in den Vordergrund. Wobei diese leider noch immer zu oft zu Hassobjekten im Internet werden.

Wir sind ein Work im Progress und wir sind auf jeden Fall noch nicht dort angekommen, wo wir sein sollten. 

 

Auf welche Reaktionen kannst du verzichten wenn du jemanden von deinen Sex-Positiv Parties erzählst? 

Wenn Leute es Sex Party nennen. Wenn Leute davon ausgehen, dass dort nur geschnackselt wird, locker gesagt. Das hab ich schon zuhauf gehört und darauf kann ich wirklich langsam verzichten. 

Wir und unsere Stammgäste wissen, was das Konzept einem persönlich bringt. 

Mir hat es zum Beispiel extrem geholfen mit meinem Körperselbstbild.

Wir hatten zum Beispiel einen Gast, der an Essstörung leidet und uns dann ein wunderschönes Review geschrieben hat, dass sie sich so wohl gefühlt hat wie schon lang nicht mehr und sich zeigen konnte. Solche Reaktionen stehen vor allem im Vordergrund. 

Gab es Hürden bei der Organisation? Wie haben die Behörden auf eure Anfrage reagiert? 

Wir beschäftigen uns weniger mit Behörden. Diesbezüglich haben wir keine Einschränkungen. Aber mit den Clubs haben wir einiges zu klären: Allen voran jegliche Kameras im Clubbereich abzuschalten. Die Crew muss auf die Party vorbeireitet und sensibilisiert werden. Es muss erst der Club gefunden werden, der Darkrooms auch erlaubt. Es hat ja dann auch etwas mit dem Reinigungsaufwand zu tun. Grundsätzlich ist die größte Hürde eine Location zu finden, die mit uns kooperiert und das Konzept versteht.

Zum Abschluss dein persönlich schönster Sex Positiv Moment ?

Die vielen schönen Feedbacks, die wir nach den Parties immer bekommen. Wie es Menschen geholfen hat, die traumatisiert sind, wie es Menschen geholfen hat, die krank sind. Menschen außerhalb der Norm, die sich sexuell unwohl gefühlt haben. 
Das ist der Motor der uns antreibt.

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